«Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun»
Ein sakrales Meisterwerk aus dem 18. Jahrhundert erklingt am 12. März in der Stadtkirche. Der Chor Cantus Regio Thun, das Opus-Orchester Bern und vier Solisten konzertieren die Lukas-Passion von Georg Philipp Telemann.

Kommt an den Konzerten nicht alle in Schwarz. Besonders die Herren sollten eine andere dezente Farbe wählen», informiert der Dirigent und musikalische Leiter Peter Loosli seinen Chor. Eine der letzten Proben im Saal des Gemeindehauses Frutigenstrasse nimmt ihren Anfang. Rund achtzig Sängerinnen und Sänger sind dazu angehalten, sich warmzusingen.
Arme und Beine werden geschüttelt, es wird auf der Stelle gelaufen, damit die Atmung bis in den Bauch vordringt. Beeindruckend sportlich macht der Dirigent die Übungen vor. «Momo mo mo mo mo mo mo mo, Son-jaaa, Son-jaaa, Son-jaaa», der gesangsstarke Chor klettert gekonnt die Tonleitern rauf und wieder runter.
Wann meine Sünd mich kränken, o mein Herr Jesus Christ, so lass mich wohl bedenken, wie du gestorben bist, und alle meine Sündenlast am Stamm des heiligen Kreuzes auf dich genommen hast. Der Raum füllt sich mit feierlichem, mehrstimmigem Gesang. «E chli weniger lut, dafür mehr auf ‹Sünden› singen», leitet Loosli den Chor an. Das Ganze nochmals. Die Intonation der Passage klingt jetzt feiner herausgearbeitet.
Wer fleissig betet und dir traut, wird alles da ihm sonst vor graut, mit tapferem Mut bezwingen. Sein Sorgenstein wird in der Eil' in tausend Stücke springen.
«Locker in den Lippen: ‹Wer Wer Wer ... fleissig betet ...›» Mit ausladenden Armbewegungen scheint der Dirigent den Klangkörper der Singenden anzuschieben und zu modellieren. Der Chor teilt sich und stellt sich zu je 40 Sängerinnen und Sängern links und rechts im Saal auf, um die Situation später in der Stadtkirche zu simulieren.
Denn das Publikum wird am Konzert quasi choral stereo besungen, während vor dem Altar das Opus-Orchester unter der Leitung von Janka Ryf und die Solisten agieren. Jürg Brunner begleitet am Cembalo. Ein elektronisches «Dideldidel» meldet dem Empfänger, dass er eine SMS bekommen hat. Allseits breites Grinsen. «Am Konzert halten wir die Noten alle in der linken Hand und stehen gerade auf beiden Beinen», Peter Loosli überlässt nichts dem Zufall.
Was dürfen wir weiter Zeugnis, wir haben's selbst gehöret aus seinem Munde.
«Probiert, das W ganz deutlich zu singen. ‹WWWWeiter ...›,sonst hört es sich an wie ‹Was dürfen wir Eiter›», warnt Loosli, und der Chor lacht leise.
Die Texte des Lukasevangeliums inspirierten den Komponisten Georg Philipp Telemann zur Lukas-Passion aus dem Jahr 1744. Telemann vertonte die Botschaft des Evangeliums mit ausdrucksstarker Musik und stellte sie in einer Grundstimmung voll erhabener Schönheit dar.
Mit majestätischem Gesang interpretiert Cantus Regio Thun Telemanns Werk. Was damals geschah, begann am Ölberg im Garten Gethsemane, führte zum Haus des Hohepriesters Kaiphas, dem Palast des Landesherrn Herodes Antipas des römischen Präfekten Pontius Pilatus. Schliesslich endete Jesu Leidensweg mit der Kreuzigung an der Hinrichtungsstätte Golgatha vor der Stadtmauer.
In der Passion singen die SolistenIris Eggler (Sopran), Martin Mächler (Tenor), Niklaus Loosli (Tenor) und Erwin Hurni (Bass) den Bibeltext als Evangelist, die Passagen des Jesus und des Petrus. Zudem befinden sich in dem spätbarocken Werk, das einer geistlichen Oper nahekommt, gefühlvolle Sopran-, Tenor- und Bass-Arien. Der eindringliche Chor stellt die Stimmung des Volkes dar.
Am 10. März um 19.30 Uhrwird die Lukas-Passion in der Französischen Kirche Bern, Zeughausgasse 8, aufgeführt. In der Thuner Stadtkirche beginnt das Konzert am 12. März um 16.30 Uhr. Karten im Vorverkauf unter www.ticketino.com.
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