Jubelzahlen der «New York Times»Verkaufsschlager: Kreuzworträtsel
Die Abonnenten der Zeitung haben sich laut neuen Zahlen in den vergangenen Jahren auf zehn Millionen vervielfacht – auch, aber nicht nur mit Recherchen und harten Nachrichten.

Man muss sich die Frauen und Männer, die einmal im Vierteljahr die neuen Quartalszahlen der New York Times in die Zeitung hineinschreiben, als glückliche Menschen vorstellen. Seit geraumer Zeit verkünden sie viermal im Jahr immer neue, immer unfassbarere Jubelzahlen. Noch mehr Wachstum, noch mehr Abonnements, noch mehr Geld. In dieser Woche teilte die Times mit, dass sie die Marke von zehn Millionen kostenpflichtigen Abos durchbrochen habe. Fast schon genüsslich nebenbei merkte das Blatt an, dass dies drei Jahre früher gelungen sei als geplant.
Das lag auch daran, dass die New York Times kürzlich die Sport-Website The Athletic übernommen hat – und deren 1,2 Millionen Abonnenten. Die Übernahme wurde am Dienstag dieser Woche rechtskräftig. The Athletic beschäftigt rund 400 Journalistinnen und Journalisten, die über ungefähr 200 Profiteams in verschiedenen Sportarten schreiben, und zwar auf ziemlich hohem Niveau, sowohl was das Schreiberische als auch was die Recherche angeht. Es ist sicherlich nicht die kritischste Sport-Plattform der Welt, aber eben auch keine Fanseite, auf der über die dunklen Seiten des professionellen Sportgeschäfts geschwiegen wird. Sie passt daher ganz gut ins Portfolio der New York Times.
Das Geld war einfach da
Der Deal hat die Times 550 Millionen Dollar gekostet. Wie sie mitteilt, hat sie das mit «cash on hand» bezahlt, also mit Geld, das sie ohnehin besass. Einen Kredit aufzunehmen, war nicht nötig.
Dass so viel Geld einfach da war, hat damit zu tun, dass die Times auf eine Zeit des irrsinnigen Wachstums zurückblickt. Im ersten Quartal des Jahres 2016 hatte das Unternehmen laut eigenen Angaben noch einen Verlust von 14 Millionen Dollar verbucht. Damals zählte die Times 1,2 Millionen Abonnements für ihr Kerngeschäft, die News. Weitere 200'000 Menschen zahlten für das tägliche Kreuzworträtsel. Als Ziel gab der damalige Chef Mark Thompson aus, bald auf 1,5 Millionen Abos zu kommen. Im November 2021 verkündete die Times, dass es nun eine Million Abos ausserhalb der USA gebe.
Gewinne dank Trump
Man tritt dem politisch liberalen Blatt nicht zu nahe, wenn man sagt, dass der Sieg des rechtskonservativen Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen im Herbst 2016 das Beste war, was der Times passieren konnte. Seither gehen die Zahlen durch die Decke, Abos und Gewinne.
Ende Dezember 2021 hatte die New York Times 5,9 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten für die digitale Ausgabe der Zeitung. Mehr als zwei Millionen Menschen zahlten für andere Inhalte. Das betrifft neben den Rätselseiten, zu denen das berühmte Kreuzworträtsel zählt, auch die Sektionen mit Rezepten oder Tests von Haushaltsgeräten.
Und: Immerhin knapp 800'000 Menschen zahlten immer noch für die gedruckte Ausgabe der Times. Diese Abos kosten mehr als 40 Dollar im Monat, während man die digitalen Abos je nach Angebotslage zu einem Einstiegspreis von zehn Dollar pro Monat abschliessen kann.
Wird der Konzern auch die nächsten Ziele erreichen?
Allein für das letzte Quartal des Jahres 2021 meldet die Times einen Gewinn nach Betriebskosten und Steuern von 109,3 Millionen Dollar. Der Umsatz in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres betrug knapp 600 Millionen Dollar, aufs Jahr gesehen sind es mehr als zwei Milliarden Dollar. Die Tendenz zuletzt: In jedem einzelnen Quartal steigen Umsatz und Gewinn signifikant.
Dass die Times einen Deal wie die 550 Millionen Dollar schwere Übernahme von The Athletic ohne Kredite abwickelt, zeigt, wie gut es dem Unternehmen geht. Erst kürzlich hat sie zudem das im Internet derzeit allseits beliebte Spiel «Wordle» erworben, bei dem es darum geht, ein aus fünf Buchstaben bestehendes Wort zu erraten. Einstweilen ist es weiterhin kostenlos auf der Website der NYT zu haben. Dass sich das ändern wird, gilt als sicher. Vielleicht auch ein Zeichen der finanziellen Stärke der Times: Dass sie «Wordle» so beiläufig schluckte wie ein Wal das Plankton, war in den USA kaum der Rede wert.
Beide Übernahmen zeigen, dass die Times auch darauf setzt, mit Inhalten jenseits der Nachrichten Geld zu verdienen. Die Spiele- und Koch-Sektionen sind wichtige Teile der digitalen Strategie geworden.
Grenzen des Wachstums sieht das Unternehmen nicht. Geschäftsführerin Meredith Kopit Levien sagte, dass die Times mit Blick auf die Welt von möglichen 135 Millionen Abonnements ausgehe. Dabei gehe es um Erwachsene, die Englisch sprechen und bereit seien, «für Nachrichten, Sportberichterstattung, Rätsel, Rezepte oder Einkaufsberatung» zu bezahlen.
In Anbetracht dieser Zahlen hat die Times nun ein neues Ziel ausgerufen. Bis Ende 2027 will sie 15 Millionen Abonnements verkaufen. Sollte der Zuwachs in gleichem Tempo weitergehen wie bisher, wird sie dieses Ziel früher erreichen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.