Viele Sieger in Winterthur – die Rechte gehört nicht dazu
Nach den Wahlen in der sechstgrössten Schweizer Stadt: Die SP hat ihren dritten Sitz im Stadtrat verteidigt, womit die linksgrüne Dominanz gefestigt wurde. Die Mitte stellt jetzt den Stadtpräsidenten und will mehr.
Die Winterthurer Ersatzwahl hat zwei Überraschungen gebracht. Beide betreffen nicht die Sieger, sondern das Ausmass. Dass CVP-Mann Michael «Mike» Künzle fast doppelt so viele Stimmen geholt hat als seine SP-Konkurrentin Yvonne Beutler und erstmals für die politische Mitte das Stadtpräsidentenamt erobert hat, macht ihn zum ersten, glänzenden Sieger.
Die zweite – und wichtigere – Siegerin ist Beutler und mit ihr die Linke. Mit drei sozialdemokratischen Vertreterinnen und Vertretern sowie einem Grünen stellt sie auch künftig die Mehrheit in der Regierung. Notabene einer Stadt, die erst seit sechs Jahren links regiert ist. Das wird Beutler über ihr eher mageres Resultat bei der Präsidentenwahl hinwegtrösten.
Zeugin überzeugt, Gugger enttäuscht
Der dritte Sieger ist der Grünliberale Michael Zeugin. Er ist nun in Poleposition für den zweiten Wahlgang und hat sich gegenüber der Wahl vor zwei Jahren, als er noch hinter EVP-Mann Nik Gugger lag, verbessert. Die vierte Siegerin schliesslich ist die Freisinnige Barbara Günthard. Sie war als Aussenseiterin gestartet und hat ein recht gutes Resultat erzielt. Allerdings hat sie den zweiten FDP-Sitz nicht verteidigen können.
Wer nun den letzten freien Sitz erobert, ist machtpolitisch irrelevant. Ist es Michael Zeugin oder Nik Gugger, wird die Mitte gestärkt, die mit Künzle bereits einen Vertreter hat. Ist es Günthard oder René Isler (SVP), erhält der eine Vertreter der FDP eine ihm politisch nähere Person an die Seite.
Wer macht weiter?
Die Ausgangslage vor dem zweiten Wahlgang am 26. August ist dennoch spannend. Wer macht weiter, wer verzichtet zugunsten eines anderen? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Die erste: Alle treten nochmals an. Dann stellt sich die Frage, ob die SP-Wähler, die vor allem Beutler unterstützt haben, wieder an die Urne gehen, und wenn ja: wen sie unterstützen.
Einer, der profitieren könnte, ist Gugger. Sein Resultat im ersten Wahlgang liegt zwar unter den Erwartungen. Mit den linken Stimmen könnte er es aber schaffen. Allerdings ist Gugger laut einem Smartvote-Vergleich weniger links als Zeugin. Knifflig ist die Lage für ebendiesen Zeugin und Günthard. Sie wurden beide von den Wirtschaftsverbänden unterstützt und traten auf Flyern gemeinsam auf. Die Wirtschaft muss sich nun entscheiden.
SVP auf verlorenem Posten
Dass Zeugin als Bestplazierter aufgibt, ist kaum vorstellbar. Deshalb kommt es drauf an, ob Günthard weitermacht, obwohl die 12-Prozent-Partei FDP bereits einen Vertreter im siebenköpfigen Stadtrat hat. Isler wiederum ist chancenlos. Er kann nur noch den Spielverderber spielen. Ob er dies auch tun wird, ist fraglich. Denn das hälfe der Linken: Die bürgerlichen Stimmen würden sich noch mehr aufsplitten. Winterthur ist nicht Zürich. In der Eulachstadt ist die SVP weniger konfrontativ als an der Limmat.
So könnte es zu einem Dreikampf Zeugin-Günthard-Gugger kommen oder zu einem Zweikampf Zeugin-Gugger – beide Varianten mit offenem Ausgang.
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