Vom Pausenapfel zum Schulpsychologen
In seiner neuen Sonderausstellung widmet sich das Schulmuseum Köniz dem Thema Gesundheit. Im Fokus steht dabei nicht bloss die historische Entwicklung, sondern auch der aktuelle Bezug.

Pausenäpfel, Turnschuhe oder Lineale – alles Dinge, die Erinnerungen an die Schulzeit wecken. Die Gegenstände hängen an einem Mobile im Eingangsbereich des Schulmuseums in Köniz. Es soll die Besucher auf die neue Sonderausstellung «Xund: Schule und Gesundheit im Wandel der Zeit» einstimmen.
Im Ausstellungsraum eine Etage höher finden sich die Gegenstände erneut. Einzeln zieren sie die verschiedenen Stationen der Ausstellung. Diese teilt sich in drei Themenbereiche auf: Körper, Geist und Seele. Entlang dieser drei Felder zeigt die Ausstellung die Entwicklung von Gesundheitsthemen in der Schule auf. «Uns ist dabei aber auch wichtig, einen Link zur Gegenwart herzustellen», sagt Geschäftsführerin Pia Lädrach.
Körperliche Gesundheit
Die verschiedenen Stationen der Ausstellung beinhalten meist einen aktiven Teil: Am Anfang des Rundgangs erwarten die Besucher Messlatte, Waage und Sehtest, um ihre Gesundheit zu ermitteln. Solche Vermessungen seien ab Mitte des 19. Jahrhunderts wichtig gewesen, erklärt Kuratorin Tanya Karrer.
Denn als 1835 die Schulpflicht eingeführt wurde, sei dies nicht überall auf Gegenliebe gestossen. Das lange Sitzen mache die Kinder krank, lautete die Kritik. «Gesundheitsaspekte haben deshalb an Bedeutung gewonnen», erklärt Karrer. Die Tests sollten zeigen, dass die Schüler gesund sind, und damit die Schule legitimieren.
Neue Erkenntnisse
Die Bedeutung der Gesundheit nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts zu: Die Menschen machten sich Gedanken über Ernährung und Bewegung, was sich auf die Lehrmittel auswirkte. «Plötzlich rechneten die Kinder nicht mehr mit Weinfässern, sondern mit Äpfeln», erklärt Karrer. Auch wenn manche Bestrebungen teils pragmatische Gründe hatten. So sollten durch den Turnunterricht Knaben auf den Militärdienst vorbereitet werden. Der Pausenapfel wiederum wurde im Zuge einer Apfelschwemme in den Zwanzigerjahren eingeführt.
«Plötzlich rechneten die Kinder nicht mehr mit Weinfässern, sondern mit Äpfeln.»
In dieser Zeit wurden auch wissenschaftliche Erkenntnisse immer wichtiger und zahlreicher. Eng damit verknüpft war die Bekämpfung von Krankheiten. «Mediziner nahmen damals an, dass Tuberkulose durch Karies verursacht wird. Deshalb führten die Schulen den Schulzahnarzt ein», erzählt die Kuratorin.
Auch Hygiene wurde wichtiger, und die Schulhäuser erhielten sanitäre Anlagen. Diese fehlten zu Hause oft. Das befeuerte die Frage, wer für die Gesundheit der Kinder verantwortlich ist. Ein Thema, das auch heute aktuell ist.
Balsam für die Seele
Platz finden die aktuellen Themen im letzten Bereich der Ausstellung. Dieser zeigt die Entwicklung seit der Nachkriegszeit auf. Damals erlebten weite Teile der Schweiz einen Aufschwung. Die Leiden des Kriegs waren vorbei, und die Menschen konsumierten. Es folgten die sexuelle Befreiung und der Drang nach Individualisierung. Im gesundheitlichen Bereich rückten deshalb die seelischen Gemütszustände in den Vordergrund. In der Schule wurden Themen wie Burn-out oder Mobbing aktuell.
Die Ansicht verbreitete sich, dass ein Kind sowohl physisch wie auch psychisch gesund sein muss, erklärt Lädrach. Nur so könne es auch lernen. Immer mehr Fachpersonen werden deshalb in den Schulbetrieb involviert. Dies führt auch zu Kritik: Ist das wirklich nötig? Solche und ähnliche Fragen werden in einem Rahmenprogramm beantwortet, das die Ausstellung begleitet. Bis Ende 2018 finden Diskussionen und Workshops rund um die Themen Schule und Gesundheit statt.
Infos und Programm unterwww.schulmuseumbern.ch.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch