Vor 1550 ZuschauernWacker verschiesst alle vier Penaltys – und steht im Halbfinal
Die Thuner Handballer bezwingen Kriens auch im dritten Duell. Dem BSV Bern droht nach einer Kanterniederlage das Saisonende.

Der Speaker betritt das Feld. Er fordert die bereits anwesenden Zuschauer auf, aufzuschliessen und den vorhandenen Platz besser zu nutzen. Noch mehr Leute wollen in die Lachenhalle. Und diese ist jetzt, 15 Minuten vor der Partie, gefühlt schon voll.
1550 Personen wohnen der Begegnung letztlich bei. Sie bilden die imposante Kulisse eines Spektakels. Einen klassischen Playoff-Match kriegen sie zu sehen – mit allem, was dazugehört.
Wacker erwischt zu Hause den besseren Beginn, liegt 5:1 und ein wenig später 6:2 vorn. Die Thuner dominieren die erste Hälfte über weite Strecken, sie führen vorübergehend mit fünf Toren Differenz. Und sind dabei, Kriens ein drittes Mal zu besiegen, damit erstmals seit 2019 in den Playoff-Halbfinal einzuziehen.

Den Trainer haben die Luzerner wenige Tage vor der Begegnung gewechselt. Goran Perkovac, der Olympiasieger von 1996, musste gehen – auch wegen «interner Ereignisse». Der Zeitpunkt mag überraschen; das Ereignis an sich tut es nicht. Die Innerschweizer spielen eine gemessen an den Möglichkeiten enttäuschende Saison – und hinterlassen seit dem letztjährigen Playoff nicht den Eindruck, eine Einheit zu sein.
Als Beobachter wundert man sich mitunter, dass es sich dabei um den Club handelt, zu dem Andy Schmid, der erfolgreichste Schweizer Handballer der Geschichte, im Sommer stossen wird, Heimat hin oder her.
Raemy brilliert
Einen positiven Einfluss hat der Trainerwechsel offenbar auf Hleb Harbuz. Der eigentliche Spitzenshooter wirkte zuletzt hochgradig verunsichert. Nun, in Spiel drei und in Abwesenheit von Perkovac, traut er sich weit mehr zu. Mit acht Treffern ist er der mit Abstand beste Torschütze der Innerschweizer, die sich gegenüber dem Auftritt am Sonntag verbessert zeigen.
Gewinnen werden sie dennoch nicht. Die Thuner überzeugen auch nach der Pause, auch wenn sie diesmal nicht auf einen herausragenden Keeper zählen können. Immer wieder glänzen Lukas von Deschwanden und vor allem Nicolas Raemy, ihre Ausnahmekönner, die nach vergleichsweise bescheidenen Darbietungen in der Qualifikation auf einmal gross aufspielen.

Die Berner Oberländer aber vermögen sich nicht abzusetzen – auch weil sie sämtliche vier Penaltys verschiessen. Und so bleibt die Partie bis in die Schlusssekunden spannend. Erst sieht Milos Orbovic, der Topskorer der Gäste, die Rote Karte, danach von Deschwanden. In der letzten Minute erhält Wacker die Möglichkeit, die Partie in Überzahl zu entscheiden. Raemy passt auf Rechtsflügel Jonas Dähler, der zuvor scheiterte. Nun trifft der Captain. 29:27 gewinnen die Thuner. Im Halbfinal treffen sie wahrscheinlich auf Pfadi Winterthur, möglicherweise aber auch auf St. Otmar St. Gallen.
Der BSV ist im Pech – und überfordert
Einen langen Weg zu einer möglichen Vorschlussrunde hat der BSV Bern vor sich. Er verliert Spiel drei 28:40 und ist eine Niederlage vom Saisonende entfernt. Das Team von Martin Rubin muss in Schaffhausen kurzfristig auf Kreisläufer Luca Mühlemann verzichten. In der Startphase fällt Co-Abwehrchef Samuel Weingartner verletzt aus, bevor Linkshänder Mirko Popovic des Feldes verwiesen wird. Damit sind die Berner früh entscheidend geschwächt.
Am Samstag (19 Uhr, Mobiliar-Arena, Gümligen) haben sie die Chance, die Serie gegen die Kadetten auszugleichen. Tun sie dies nicht, ist die Spielzeit für sie vorbei.
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