Wacker: Von Blackouts und Roten Karten
Wacker Thun schlägt den BSV Bern Muri 31:28. 7 Episoden zum 77. Derby in der Geschichte.

Und dann geht nichts mehr. Die Anzeigetafel streikt. Gefordert ist in den finalen beiden Minuten deswegen die Platzsprecherin, sie gibt fortwährend die Anzahl noch zu absolvierender Sekunden sowie den Zwischenstand durch.
Auf dem Feld und unter den Zuschauern herrscht bisweilen Verwirrung; Skore und Spielzeit, per se zentrale Elemente, sind im Handball besonders eng miteinander verknüpft, da sich innerhalb weniger Augenblicke eine Menge ereignen kann. Einfluss auf den Ausgang der Partie hat das Versagen der Technik indes nicht, Wacker Thun gewinnt gegen den BSV Bern Muri 31:28.
Die Gastgeber haben ihr Black-out schon vor der Anzeigetafel gehabt. Zu Beginn der zweiten Hälfte tut sich David Staudenmanns Team sehr schwer, Zuspiele verfehlen ihren Adressaten, Abschlüsse missglücken, die Oberländer können immer wieder zu Kontern ansetzen. 19:15 führt der Cupsieger nach 40 Minuten, kurz vor Ende des ersten Umgangs ist er 11:14 in Rückstand gelegen.
Die junge Mannschaft des BSV wirkt auf einmal hochgradig verunsichert, sie zeigt ihr anderes Gesicht, nachdem sie in Hälfte eins entschlossen und überzeugend aufgetreten, die bessere Equipe gewesen ist. 12 Paraden sind Dragan Marjanac derweil gelungen, er war der Anführer eines enthemmten Ensembles, das demonstrierte, wozu es in der Lage wäre.
Für Jakub Szymanski ist die Begegnung schon ein bisschen früher zu Ende. Kurz vor Schluss wird der Tscheche mit der dritten 2-Minuten-Strafe an jenem Abend belegt, er muss den Platz verlassen. Es handelt sich bereits um den vierten Ausschluss des Routiniers in Partien gegen Wacker. Bis Sommer 2012 hatte der Regisseur für die Thuner gespielt, er war deren Kopf, danach verliess er das Oberland in Richtung St. Gallen, bevor er auf diese Saison hin zu den Stadtbernern wechselte.
Während des zweiten Durchgangs Zuschauer ist Lukas von Deschwanden. Der Topskorer im Team von Martin Rubin ist angeschlagen. Vor zwei Wochen hat er einen Schlag auf die Wurfhand gekriegt, er verspürt Schmerzen, was ihn, den exzellenten Schützen, freilich stark einschränkt. In Umgang eins hat die Thuner Schlüsselfigur wie schon gegen Pfadi und Schaffhausen als Ballverteiler auf halbrechts fungiert, nun wird sie geschont.
Ohnehin handelt es sich bei Wacker gerade um eine Light-Version, Nicolas Raemy und Nikola Isailovic fehlen verletzt, Keeper André Willimann erwischt einen schlechten, Marc Winkler, welcher ihn ersetzt, keinen überragenden Tag. Lenny Rubin und Roman Caspar verzeichnen aussergewöhnlich viele Fehlwürfe. Ein Gros ihrer Tore erzielen die Oberländer auf Gegenstösse. Solide stehen, effizient kontern: Das genügt in einem Derby, das nicht in Erinnerung bleiben wird.
Konfrontiert mit der Aussage, dass das Gegenüber in dieser Besetzung zu packen gewesen wäre, weist Staudenmann seinerseits auf die Abwesenden beim BSV hin. Der Coach zeigt sich nach der achten Derbyniederlage in Folge erstaunlich angetan von der Darbietung seines Teams, spricht von einem Auftritt, auf dem sich aufbauen lasse. Es gehe nun darum, aus den Fehlern zu lernen, nicht wieder Phasen wie jene zu Beginn der zweiten Hälfte einzuziehen.
In den Reihen der Stadtberner gefallen einige junge Akteure. Michael Kusio etwa schiesst sieben Tore aus bloss neun Versuchen, der Linkshänder besticht durch Zielstrebigkeit und einen guten Wurf. Bei Wacker überzeugen gleichfalls die Eigengewächse. Best Player Luca Linder, Jonas Dähler und Reto Friedli – Repräsentanten der goldenen Thuner Generation – tragen addiert 20 Treffer bei.
«Wir haben in der Pause, als wir in Rückstand gelegen sind, nicht daran gezweifelt, dass wir uns durchsetzen würden», sagt Thomas Lanz. Der Thuner spricht von einer Halbzeit zum Vergessen und einer Steigerung im zweiten Umgang.
«Dass wir so oft kontern konnten, hat uns in die Karten gespielt», erzählt er angesichts des dezimierten Kaders, in dem es zunehmend an Aufbauern mangelt. Lanz verteidigte in den zweiten 30 Minuten auf halblinks, es war ein ungewohnter Part für den Flügelspieler. Not macht erfinderisch.
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