Euro 2021 Halbfinal: Italien - SpanienAusgerechnet Morata verschiesst Penalty: Italien steht im EM-Final
Die Squadra Azzurra setzt sich im ersten Halbfinal im Wembley mit 4:2 im Elfmeterschiessen gegen Spanien durch.
Da stehen die Teams, nach neunzig Minuten, die fast alles bereit hielten, was den Fussball aufregend macht – nur einen Sieger nicht. 1:1 steht es im ersten Halbfinal zwischen Spanien und Italien im Wembley-Stadion von London. Es könnte auch 3:3 sein. Aber, dass es eine Verlängerung braucht, entspricht dem Geschehen.
Die Spanier sind im Vergleich zum Viertelfinal gegen die Schweiz nicht wiederzuerkennen. Sie spielen entschlossener, direkter. Mit ihrem Pressing nerven sie die in diesem Turnier so souveränen Italiener. Doch das Team von Trainer Roberto Mancini ist nie unterlegen, sondern – vorab nach Kontern – stets gefährlich.
Ein solcher führte nach einer Stunde zum 1:0 für Italien. Innert Sekunden wurde der Ball via Goalie Donnarumma und Veratti nach vorne kombiniert, Chiesa schlenzte den Ball ins Tor. Das Wembley explodierte.
Die Spanier brauchten eine Antwort. Und sie fanden sie mit dem eingewechselten Morata, dem viel gescholtenen Stürmer, der Morddrohungen gegen sich und seine Kinder erhalten hatte, weil er Torchancen vergeben hatte, auch einen Elfmeter während der Gruppenphase gegen die Slowakei. «Besonders schlimm war es nach dem Polen-Spiel. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ich habe viele Nachrichten erhalten, viele Beleidigungen an mich und meine Familie, manche wünschten meinen Kindern sogar den Tod», erzählte Morata gegenüber einem spanischen Radiosender.
Morata schaffte am Mittwochabend im Wembley, was seinen Kollegen zuvor nicht gelang, er düpierte Bonucci und Chiellini, seine italienischen Teamkollegen von Juventus Turin, und vollendete einen Doppelpass zum Ausgleich (80.). Morata, der Held, er sollte noch zur tragischen Figur werden.
Schon wieder Verlängerung
Verlängerung also, zum dritten Mal in Folge müssen die Spanier in die Überzeit. Das ist Teil ihres Rufes, den sie an diesem Turnier erlangten.
Denn es ist ein Halbfinal mit einer Rollenverteilung, die noch vor kurzem nicht erwartet worden wäre. Spanien war lange das Lieblingskind des europäischen Fussballs, Tiki-Taka wurde mit einem feurigen Flamenco assoziiert. Und die Italiener? Die mochte niemand wirklich, ausser die Italiener. Zu berechnend, zu defensiv, zu routiniert. Und dann mogelten sich die Spanier durchs Turnier. Und den Italienern mit ihrem stilvollen Trainer Roberto Mancini und ihrem unverschämt rassigen Fussball fliegen plötzlich die Herzen zu.
So ungewöhnlich war die Ausgangslage. Was daraus entsteht, ist faszinierend. Es geht auf und ab, man traut sich kaum, nur eine Sekunde nicht hinzuschauen. Erst in der Verlängerung verliert die Partie etwas an Schwung, was nicht erstaunt beim Tempo, das die Teams anschlugen.
Morata hat eine Chance, Llorente auch, bei den Italienern ist es Berardi, der erst geblockt wird, dann zum 2:1 trifft. Er steht dabei aber im Offside. Das Drama hat noch kein Ende: Es braucht ein Elfmeterschiessen, das zweite für Spanien 4 Tage nach dem Viertelfinal gegen die Schweiz.
Dort steht es Unentschieden, bis ausgerechnet Morata an Donnarumma scheitert und so Italien den Weg in den Final ebnet. Italien trifft dort am Sonntag im Wembley entweder auf England oder Dänemark. (dwu)
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