Wenn das eigene Kind stirbt
Bernhard Tanner und Sabina Shah haben beide ein Kind verloren. Er brauchte Jahre, um sein Trauma in einem Buch aufzuarbeiten. Sie hat nur Monate später eine Stiftung gegründet, die betroffenen Familien hilft.

Um 4 Uhr morgens schreckt der Vater aus dem Schlaf. Etwas stimmt nicht. «Es ist ruhig, still, zu still.» Neben ihm liegt sein Sohn, der sechsjährige Martin. Der Vater horcht in der Dunkelheit, er hört kein Atmen und ergreift Martins Arm – der ist steif und kalt. Der Vater macht Licht und sieht: «Seine Augen sind halb geöffnet und blicken durch mich hindurch.» Er eilt ins Kinderzimmer, wo sich die Mutter am Vorabend übermüdet zum Schlafen niedergelegt hat, weckt sie: «Martin ist gestorben.» Nach ein paar Sekunden sagt sie: «Gestern wollte er, dass ich ihn ein wenig in der Wohnung herumtrage. Er legte seine Arme um meinen Hals – auf diese Weise verabschiedete er sich von mir.»