Wer will Ahmadinejads Öl?
Der Iran bekundet nach dem Lieferstopp an zwei EU-Länder offenbar Mühe, sein überflüssiges Öl loszuwerden. Auch sein wichtigster Kunde China hat die Importe markant gedrosselt.

Die Aktion war als Retourkutsche für das EU-Embargo gedacht – und für die iranischen Behörden schien es sich um eine klare Angelegenheit zu handeln: «Wir haben unsere eigenen Kunden und haben britische und französische Firmen mit anderen ersetzt», begründete ein Sprecher des Ölministeriums gestern den Stopp von Öl-Verkäufen an Firmen aus den beiden europäischen Ländern. Doch ganz so einfach ist die Sache offenbar nicht.
Laut einem Bericht der «Financial Times» bekundet der Iran grosse Mühe, Abnehmer für das überflüssige schwarze Gold zu finden. Teheran versuche, täglich rund 500'000 Barrels Öl nach China und Indien zu verkaufen. Es geht also um rund 23 Prozent der Menge, die das Land letztes Jahr insgesamt exportierte.
Peking fährt Importe zurück
«Der Iran hat ernsthafte Probleme, neue Käufer zu finden», zitiert die Zeitung einen Vertreter der Branche. Laut dem Bericht hat auch Peking seine Ölkäufe aus dem Iran massiv zurückgefahren: China, der grösste einzelne Abnehmer für iranisches Öl, habe seine Importe im Vergleich zum vergangenen Jahr halbiert. Das liegt nicht etwa daran, dass sich die Regierung des boomenden Reiches der Mitte der westlichen Anti-Iran-Politik angeschlossen hätte. China dürfte schlicht und einfach darauf spekulieren, den Rohstoff von den Iranern zu einem besseren Preis zu bekommen. Diese aber scheinen noch nicht eingeknickt: Laut dem Bericht der «Financial Times» haben sie noch keine Rabatte gewährt.
Doch die Zeit drängt offenbar: Gelinge es den Iranern nicht, bis Mitte März Abnehmer zu finden, müssten sie die Überschüsse entweder einlagern oder die Fördermenge senken. Beide Massnahmen hätten ein weiteres Ansteigen des Ölpreises zur Folge. Der Preis für ein Barrel Brent ist in der Folge der Iran-Krise bereits auf ein Neun-Monats-Hoch von 121.10 Dollar gestiegen, nachdem er zuvor über mehrere Monate zwischen 100 und 105 Dollar gelegen hatte. Auch in der Schweiz stieg der Preis pro Liter Benzin in den vergangenen Monaten um 5 bis 10 Rappen.
Drohungen an Deutschland
Die iranische Regierung zeigt sich von alldem unbeeindruckt und hat Deutschland und weiteren EU-Staaten mit dem Stopp der Öllieferungen gedroht. Sollten diese Länder ihre «feindlichen Handlungen» fortsetzen, werde der Export eingestellt, sagte der Vize-Ölminister Ahmed Kalebani heute nach Angaben der Nachrichtenagentur Mehr. Neben Deutschland nannte er Griechenland, Italien, die Niederlande, Portugal und Spanien. Die südeuropäischen Staaten sind innerhalb der EU die grössten Abnehmer von iranischem Öl.
Frankreich hat unterdessen erklärt, der iranische Exportstopp habe keinerlei Konsequenzen auf die Wirtschaft des Landes. Entsprechend der im vergangenen Monat verabschiedeten Sanktionen gegen Teheran habe Frankreich den Kauf von iranischem Erdöl bereits eingestellt, teilte das französische Aussenministerium mit. Die Sanktionen sollten den Iran dazu bringen, «die Verhandlungen über sein Nuklearprogramm wieder aufzunehmen», sagte Ministeriumssprecher Vincent Floreani.
Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist dies zurück und beharrt auf seinem Recht zur Nutzung der Atomenergie. Heute traf in Teheran eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ein, um offene Fragen zur möglichen militärischen Dimension des Atomprogramms zu klären.
AFP/ami
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