Weshalb sich Hollande schon als Präsident sah
François Hollande rechnete schon früh fest damit, dass er Frankreichs nächster Präsident wird. Der Sozialist bereitete sich vor dem zweiten Wahlgang auf seine erste offizielle Auslandreise vor – und übt seine Rede.

Bereits kurz vor der zweiten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich hat sich der sozialistische Favorit François Hollande auf die ersten Auftritte auf EU-Ebene vorbereitet. Hollande werde im Falle seines Sieges Ende Mai oder Anfang Juni an einem informellen EU-Gipfel teilnehmen, kündigte sein Wahlkampfmanager Pierre Moscovici damals an. Das ohnehin geplante informelle EU-Treffen soll den offiziellen EU-Gipfel am 28. und 29. Juni vorbereiten, bei dem es um das Thema Wachstum geht. Das Thema Wachstum liegt Hollande besonders am Herzen: Im Wahlkampf hatte er gefordert, den EU-Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin um eine Wachstumskomponente zu ergänzen.
Eine Neuverhandlung des Paktes hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgeschlossen. Hollande hatte mehrfach angekündigt, er wolle direkt nach seinem Amtsantritt nach Berlin reisen. Deutsche Diplomaten hätten Kontakte zum Lager des sozialistischen Kandidaten, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. «Es ist die Aufgabe von Diplomaten, in ihren Gastländern Kontakte zu allen gesellschaftlichen Gruppen zu haben.»
Erste Reise am Wochenende
Offiziöse Kontakte zwischen dem Bundeskanzleramt und Hollandes Mitarbeitern verneinte Streiter. «Dazu gibt es bisher auch keinen Anlass.» Merkel hatte im Wahlkampf Sarkozy unterstützt und Hollande nicht empfangen. «Angst» vor Hollande gebe es nicht im Kanzleramt, sagte Streiter.
Die erste Reise nach Berlin könnte laut französischen Diplomatenangaben bereits am Abend des 11. Mai oder am Wochenende danach stattfinden. Bei einer solchen Terminplanung würde Hollande bereits am 11. Mai sein Amt antreten. Der Sozialist hatte in einem Fernsehinterview am Mittwoch von einer möglichen Amtsübernahme am 15. Mai gesprochen.
Hollande liegt vorne
Hollande führt in Umfragen vor der Stichwahl mit bis zu sieben Prozentpunkten vor dem konservativen Amtsinhaber Sarkozy. Dem Präsidenten dürfte es nicht gelingen, die für einen Wahlsieg nötigen Wähler der Mitte und des rechtsextremen Lagers zu gewinnen. Der Zentrumspolitiker François Bayrou kündigte am Donnerstagabend an, er persönlich werde für Hollande stimmen.
Dem Staatschef warf der 60-Jährige vor, er habe rechtsextremen Wählern hinterherjagen wollen. «Dort finden wir uns nicht mit unseren Werten wieder», sagte Bayrou, der in der ersten Runde am 22. April knapp zehn Prozent der Stimmen bekommen hatte.
Le Pens Protest
Die Rechtsextreme Marine Le Pen, die in der ersten Wahlrunde als Drittplatzierte fast 18 Prozent erreicht hatte, hatte ihre Wähler bereits indirekt zu einem Protestvotum aufgerufen. Sie seien «frei» und ihrem «Gewissen» verpflichtet, sagte sie; sie selbst werde aber einen leeren Stimmzettel als Zeichen des Protests abgeben. Sarkozy muss laut Experten rund drei Viertel der Le-Pen-Wähler auf seine Seite ziehen, um noch zu gewinnen.
Die beiden Kandidaten warben in ihren grossen Abschlusskundgebungen am Donnerstagabend noch einmal um Wähler. Hollande forderte einen «breiten Sieg», um genügend Rückhalt für seine Politik zu haben. Sarkozy warnte vor «irrwitzigen Experimenten» der Linken, die Frankreich «kaputtmachen» wolle. Letzten Umfragen vom Donnerstagabend zufolge käme der Präsident auf 46,5 bis 47,5 Prozent gegenüber Hollande mit 52,5 bis 53,5 Prozent.
AFP/kpn
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