«Wir haben nicht kapituliert»
Vor einem Jahr sagte der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause: «Das war der letzte Fanmarsch in Bern.» Nun muss er erklären, warum die Fans am Ostermontag wieder durch die Stadt marschieren dürfen.

Zum ersten Mal kommt das verschärfte Hooligan-Konkordat bei der Bewilligung des Cupfinals zum Tragen. Was ist der Unterschied zu vor einem Jahr?
Zum ersten Mal überhaupt anerkennt der Schweizerische Fussballverband (SFV), dass er nicht nur bei den Ereignissen im Stadion, sondern auch bei denen rundherum in einer gewissen Verantwortung steht. Neu haben wir auch Ansprechpersonen, die für die Veranstaltung verantwortlich sind: Peter Gilliéron, Präsident des SFV und SFV-Generalsekretär Alex Miescher. Das war eine zentrale Auflage von uns.
Vor einem Jahr haben Sie gesagt: Nie wieder Fanmärsche. Haben Sie kapituliert?
Kapituliert hat niemand. Wir sassen mit der Fanarbeit am Tisch, mit den Clubpräsidenten, mit dem Fussballverband. Wir haben lange und hart gefightet und uns am Schluss die Hand gegeben. Wahrscheinlich ist es besser, einen moderierten Fanwalk zu haben, als wenn die Fans irgendwann irgendwo auftauchen. Für diesen moderierten Fanwalk haben wir klare Auflagen verlangt. Die Walks müssen begleitet sein und der SFV hat eine Rückstellung von 200'000 Franken gemacht. Diese Abmachungen sind nicht so schlecht – das hat eine neue Qualität.
In welchem Fall wird der SFV auf die 200'000 Franken zurückgreifen?
Die Gebührenbefreiung, die sonst üblich ist, wird vom ordnungsgemässen Ablauf des Finals abhängig gemacht. Wir werden nach dem Spiel beurteilen, ob darauf zurückgegriffen wird. Das ist auch ein Anreiz für die Beteiligten, alles zu tun, damit die Sicherheit stimmt.
Der Fussballverband hat es für unmöglich gehalten, die Fanmärsche zu verhindern. Sie waren vom Gegenteil überzeugt.
Ja, da gab es eine Differenz. Der Gemeinderat geht nach wie vor davon aus, dass man über Anreize bei den Tickets, mit einem Fandörfli im Wankdorf oder in Ostermundigen und einem entsprechenden Rahmenprogramm das Gros der Fans über behördliche Routen hätte nach Bern holen können. Wir haben den Fanwalk nun dennoch erlaubt – und dafür eine neue Qualität der Verantwortung erhalten.
Früher war der Cupfinal ein Volksfest in der Berner Innenstadt. Wie wird die Innenstadt am Ostermontag aussehen?
Wir hoffen, es wird wieder ein Volksfest. Aber wir haben die Zugankunftszeiten so gelegt, dass die Innenstadt nicht über einen halben Tag belastet wird. Die Fans aus den beiden Städten werden gestaffelt nach Bern kommen. Und werden dann relativ zügig und über Routen, die räumlich auseinander liegen, ins Stadion geführt. Wir gehen mit unseren Abmachungen gewisse Risiken ein. Aber die sind vertretbar. Ich habe den Eindruck, auch mit dem Konkordat sind Fanwalks möglich – wenn man Leute hat, die dafür hinstehen.
Sie haben während der Pressekonferenz auch an die Medien appelliert.
Ja, auch die Medien stehen in der Verantwortung. Wir müssen alle einen Beitrag leisten, damit die Stimmung entspannt ist. Spekulationen im Vorfeld schüren Misstrauen und Hektik – das wären schlechte Vorzeichen für einen guten Cupfinal.
Aufgezeichnet von: Philipp Loser
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