«Wir wachsen mit oder ohne Banklizenz»
Obwohl Postfinance durch die geplante Volksinitiative der Gewerkschaft Kommunikation zu einer Banklizenz kommen könnte, ist Postfinance-Chef Jürg Bucher dieser Idee gegenüber skeptisch.

Eigentlich könnte sich Postfinance-Chef Jürg Bucher erfreut die Hände reiben. Kürzlich hat die Gewerkschaft Kommunikation beschlossen, eine Volksinitiative zu lancieren, welche die Erhaltung des heutigen Poststellennetzes zum Ziel hat. Finanziert würde diese Strukturerhaltung damit, dass die Postfinance gleichzeitig mit einer Banklizenz ausgestattet wird. «Der falsche Ansatz»Eine Banklizenz für Postfinance, damit verbunden die Möglichkeit der direkten Hypotheken- und Kreditvergabe: Für dieses Ziel kämpft Jürg Bucher schon lange – und trotz jüngsten Vorstössen im Parlament bis jetzt erfolglos. Und trotzdem findet er an der gewerkschaftlichen Idee keinen Gefallen, wie er gestern an einem Gespräch mit Journalisten in Bern durchblicken liess. Für Bucher ist der gewählte Ansatz falsch. «Für mich ist es fragwürdig, wenn man das Recht der Postfinance auf eine Banklizenz in der Verfassung verankern will. Die Verfassung soll den Rahmen für die Staatstätigkeit bilden. Für deren konkrete Ausgestaltung gibt es Gesetze und Verordnungen.»2009: 55'000 neue KundenBucher hat Mühe mit der Idee, die Forderung nach einer Erhaltung des Poststellennetzes mit dem «Zückerchen» der Banklizenz zu verbinden. Der Blick auf die grössere Konzernsicht bleibt bei ihm trotz Eigeninteressen unverstellt. «Die Post braucht die unternehmerische Freiheit, um sich am Markt behaupten zu können. Und Postfinance wächst mit oder ohne Banklizenz.» Es gebe am Finanzmarkt auch so verschiedene Opportunitäten.Tatsächlich ist die Postfinance auch 2009 hervorragend unterwegs, nachdem sie schon im letzten Jahr kräftig von der Grossbankenkrise profitiert hatte. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat die Finanz-Tochter der Post 55'000 neue Kunden gewonnen und über 100'000 neue Konti eröffnet. Mittlerweile weist Postfinance eine Bilanzsumme von rund 70 Milliarden Franken auf und ist damit rund dreimal so gross wie die Berner Kantonalbank (BEKB). «Postfinance wächst und rentiert», sagt Bucher, «wir gehen davon aus, dass dies auch in der zweiten Jahreshälfte weitergehen wird.» Laut Bucher wird man 2009 voraussichtlich das Vorjahresergebnis (Gewinn: 235 Millionen Franken) übertreffen. «Das Wachstum ist für uns keine Last, wie auch schon geschrieben wurde, sondern eine Freude.» Klar sei aber auch, dass die Bewältigung eines solchen Wachstums viel Flexibilität voraussetze.
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