Zwei Welten der Touristik TUI gewinnt, Cook verliert Hintergrund
Hannover Im Geschäft mit den schönsten Wochen im Jahr liegen Licht und Schatten eng beieinander: Während Marktführer TUI im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/2011 von der hohen Reiselust der Europäer profitierte und dabei Belastungen durch die Unruhen in Nordafrika locker wegstecken konnte, ist der Rivale Thomas Cook tief in die roten Zahlen gestürzt.
Die Nummer zwei in Europa prüft zu ihrer Rettung nun sogar den Verkauf von Geschäftsbereichen. TUI dagegen trumpft nach Jahren des Umbaus auf. Das Gewinnplus schaffte der Konzern im Ende September ausgelaufenen Geschäftsjahr aus eigener Kraft und glich dabei auch noch einen Verlust im Schifffahrtsgeschäft aus. Auf das Aktienpaket von 38,4 Prozent an der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd verbuchte TUI einen Verlust von zwei Millionen Euro. Deutschlands grösste Reederei ist wegen des heftigen Preiskampfs auf den Weltmeeren und der Konjunkturabkühlung in schwere See geraten. Hinzu kommen die hohen Treibstoffkosten, die auf der Bilanz lasten. Im Vorjahr hatte TUI auf seine Hapag-Lloyd-Beteiligung noch 150 Millionen Euro Gewinn eingestrichen und war damals nur deshalb profitabel. Ausweichen nach Spanien Finanzchef Horst Baier begründete das bessere Ergebnis in diesem Jahr auch mit geringeren Sonderbelastungen für den Konzernumbau. Der Gewinn sei um vier Prozent auf 118 Millionen Euro geklettert. Dabei schlugen wegen der politischen Umwälzungen in Nordafrika Belastungen von 83 Millionen Euro zu Buche. Den Kosten für Umbuchungen von Reisen nach Nordafrika standen höhere Erträge gegenüber, weil viele Touristen nach Spanien auswichen. Dadurch konnten die Hotels auf den Kanarischen Inseln besser ausgelastet werden. Zum um sieben Prozent auf 17,5 Milliarden Euro gestiegenen Konzernumsatz steuerte die Tochter TUI Travel den grössten Teil bei. Als Grund für das bessere Abschneiden führte TUI Travel-Chef Peter Long unter anderem das Club-Konzept an, mit dem sich der Marktführer vom Preiskampf im Massentourismus abzusetzen versucht. Zudem spiele der Vertrieb über das Internet bei TUI eine grössere Rolle. Buchen beim Marktführer Auch die eigene Grösse spielte TUI in die Hände: Während Thomas Cook auf dem Heimatmarkt in Grossbritannien die Kunden weglaufen, fuhr TUI Travel dort ein Rekordergebnis ein. Offenbar war die Kundschaft angesichts der seit Monaten unsicheren Zukunft von Thomas Cook derart verunsichert, dass sie lieber beim Marktführer buchte. TUI gelang es im abgelaufenen Geschäftsjahr zudem, die Schulden um 1,5 Milliarden Euro auf nunmehr 800 Millionen zu verringern. Gelingt wie geplant im nächsten Jahr der Verkauf des Hapag-Lloyd-Anteils, könnte sich der Konzern im nächsten Jahr komplett entschuldet ganz auf das Touristikgeschäft konzentrieren. Zunächst will TUI angesichts der unsicheren Märkte sein Geld zusammenhalten und die Aktionäre auch nicht an dem Gewinnanstieg des vergangenen Geschäftsjahres beteiligen. Eine Dividende soll für 2010/ 2011 nicht fliessen. Zuletzt hatte der Reisekonzern für 2007 25 Cent je Anteilschein gezahlt. Für das gerade angelaufene neue Geschäftsjahr zeigte sich TUI vorsichtig optimistisch und rechnet mit einem moderaten Zuwachs bei Umsatz und operativem Ergebnis. Thomas Cook auf Schrumpfkurs Wesentlich schwieriger ist die Lage bei Thomas Cook. Nach rund 400 Millionen Pfund (rund 584 Millionen Fr.) Vorsteuerverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr plant der Vorstand, auf dem Heimatmarkt Grossbritannien 200 Reisebüros zu schliessen. Wie bei TUI sollen die Anteilseigner keine Dividende bekommen. Das Management will so den hohen Schuldenberg des angeschlagenen Konzerns in den Griff bekommen und das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen. Thomas Cook hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr mehrmals seine Gewinnprognose gesenkt. Dem hoch verschuldeten Konzern setzen die Zurückhaltung der Konsumenten auf dem Heimatmarkt zu sowie die Folgen der Unruhen in Nordafrika und die allgemeinen Marktturbulenzen zu. Auch das erste Quartal habe schwach begonnen, erklärte der Vorstand. Die Nettoverschuldung stieg zum 30. September auf 891 (Vorjahr: 804) Millionen Pfund. Ende November gelang es dem Konzern, die dringendste Finanzlücke vorerst zu schliessen und mit seinen Banken neue Kredite über 200 Millionen Pfund zu vereinbaren. Es war bereits das zweite Mal binnen fünf Wochen, dass die Banken beispringen mussten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch