Was geht? Die Ausgehtipps der WocheWunderliche musikalische Gewächse im grellen Tageslicht
Diese Woche lädt eine Tanzgruppe ein ins Labyrinth einer Industrieanlage. Und in einem Theaterstück kommen im Freundeskreis die Geheimnisse der Handys ans Licht.
Ein Festival schleicht sich an: Les Digitales

Als würde es sich anschleichen. Kaum ein Festival kommt auf so leisen Sohlen daher wie Les Digitales. Jeweils Mitte August lädt es in Bern in den Botanischen Garten, wo man sich inmitten von wunderlichem Gewächs ebensolcher Musik hingeben kann. Die elektronische Musik aus dem Zwielicht der Clubs ans grelle Tageslicht holen, das ist das Konzept dieses Wanderfestivals, das seit 2005 jeweils in verschiedenen Schweizer Städten gastiert. Zehn Acts sind geladen, darunter heuer drei Bernerinnen und Berner: Der Langenthaler Produzent Divine Supine mit seinen atmosphärischen Klanglandschaften. Annie Rüfenacht alias Annie Aries mit ihren minimalistischen Electronica-Blüten und die Klangkünstlerin Luz Gonzáles alias Nyx mit ihren leicht verjazzten Geräuschkulissen. (mbu)
Botanischer Garten, Bern, 20. August, 16 bis 22 Uhr
Little Frauenfeld in Orpund: Royal Open Air
Ganz einfach ist es offenbar nicht, im Hier und Heute ein Hip-Hop-Festival zu veranstalten: Das Royal Arena Festival hat so einige Last-Minute-Absagen zu beklagen, aber auch gleich einige Last-Minute-Verpflichtungen zu feiern. Anstelle von Rakim spielt nun beispielsweise ein Kollektiv, das den Hip-Hop Ende der 1980er-Jahre in bessere Bahnen lenkte: De La Soul hatte nichts am Hut mit dem vorherrschenden Gangsta-Getue, sondern knipste die Hip-Hop-Sonne an und rappte über soziale Themen. Nach Orpund reisen die Althelden zusammen mit Rap-Methusalem Mos Def an. Auch sonst wird hier nicht mit grossen Namen gegeizt (The Game, RAF Camora oder Mobb Deep), man könnte das zweitägige Fest also getrost als Little Frauenfeld bezeichnen. (ane)
Römerareal Orpund (Biel), Fr und Sa, 19. und 20. August
Beschwingt-wehmütiger Schlussakkord: Camerata am Elfenau-Kultursommer

Das Abschlusswochenende des Elfenau-Kultursommers endet hochkarätig. Die Camerata Bern, sonst eher in renommierten Konzertsälen anzutreffen, offeriert unter der Leitung der Violinistin Sonja Starke ein beschwingtes Programm unter dem Titel «Harmonies d’été». Gespielt werden Tänze von Franz Schubert und Johannes Brahms, ebenso wie die «Harmonies du soir» von Eugène Ysaÿe und eine romantisch-poetische Serenade von Franz Weingartner. Bei aller Tanzlust: Gerade Schuberts Tänzen ist der Fröhlichkeit durchaus ein Quantum Melancholie und sogar etwas Schauern beigemischt. (reg)
Orangerie Elfenau Bern, Sonntag, 21. August, 17 Uhr
Kreative Desorientierung: Tanzstück «A Maze With In» von T42

Wer auf einem Rummelplatz oder auf einem Maisfeld ein Labyrinth betritt, nimmt bewusst in Kauf, die Orientierung zu verlieren. Dieser Kitzel des absichtlichen Verlorengehens lässt sich auch im Tanzstück «A Maze With In» erleben. Die Berner Company T42 ist damit zu Gast beim Theater Biel Solothurn, und zwar in der ehemaligen Industrieanlage Attisholz bei Solothurn. Das Publikum ist eingeladen, das sich ständig wandelnde Bühnenbild aus Kartonwänden zu betreten – und so die Desorientierung als Ausdruck der derzeitigen Krisen zu erleben. T42 rund um Félix Duméril und Misato Inoue tritt ein paar Tage später auch in Biel auf, ebenfalls mit einer labyrinthischen Arbeit. In «PopUp» bewegen sich allerdings nur die Tanzenden in einer dreidimensionalen Welt aus Karton. (reg)
«A Maze With In»: Arena Attisholz, Riedholz bei Solothurn, 24./25. August, 20 Uhr. «PopUp»: Stadttheater Biel, 27./28. August, 20 Uhr
Smartphone als Blackbox: «Das perfekte Geheimnis»

Es ist eine denkbar einfache Idee für einen Abend unter Freunden. Vier Männer, drei Frauen, sieben Handys und absolute Transparenz: Jede Nachricht, die reinkommt, wird den anderen vorgelesen, jeder Anruf mitgehört. Dass dabei so einige Lebenslügen und Beziehungsgeheimnisse zum Vorschein kommen, ist programmiert. Das Stück «Das perfekte Geheimnis» basiert auf dem Film von Paolo Genovese. «Früher wurden unsere Geheimnisse in uns aufbewahrt, heute sind sie in unseren Mobiltelefonen vergraben, die ein wenig zu unseren Blackboxen geworden sind», bringt es der Regisseur auf den Punkt. Am Effinger-Theater inszeniert Alexander Kratzer die Komödie. (sas)
Das Theater an der Effingerstrasse, Bern, Premiere: Sonntag, 21. August, 20 Uhr. Vorstellungen bis 16. September
Leidensweg mit «Blauer Frau»: Lesung mit Antje Rávik Strubel

Adina wuchs im tschechischen Riesengebirge auf. Eine Fotografin vermittelt ihr in Berlin einen Job in einem Kulturhaus. Die unterbezahlte Praktikantin wird ausgenutzt und vergewaltigt, Den sexuellen Übergriff will aber niemand ernst nehmen. Nach einer Irrfahrt strandet Adina in Helsinki und begegnet dort dem EU-Abgeordneten Leonides, der zunächst wie ihre Rettung erscheint. In ihrem Roman «Blaue Frau» zeichnet Antje Rávik Strubel mit erzählerischer Raffinesse den Selbstfindungsprozess einer jungen Frau nach, die sich in Beruf und Privatleben mit toxischer Männlichkeit konfrontiert sieht. «Blaue Frau» wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. (lex)
Zentrum Paul Klee Bern, Sonntag, 21. August, 11 Uhr
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