Zu wenig Arbeit für die Lokführer
Das Berner Güterverkehrsunternehmen BLS Cargo wird von der Krise hart getroffen. Die Aufträge gingen stark zurück und der Gewinn schmolz dahin. Nun denkt die Firmenspitze über Kurzarbeit ab Herbst nach.
Das Jahr 2008 hatte für BLS Cargo – die Güterverkehrstochter der BLS – gut begonnen. Bis in den Herbst hinein lag die Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen deutlich über den Vorjahreswerten. Doch dann kam die Wirtschaftskrise: «Wir wurden vom Einbruch recht früh getroffen», sagte BLS-Cargo-Chef Dirk Stahl gestern anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen. Das Unternehmen verzeichnete in allen Bereichen Umsatzrückgänge. Immerhin: Der Cargo-Chef ist überzeugt, dass es der Konkurrenz nicht besser ergangen ist: «Wir haben keine Marktanteile an Wettbewerber verloren», hielt er fest. Starker Franken belastetTrotz der negativen Entwicklung gegen Jahresende gelang es dem Unternehmen, übers Jahr gesehen die Verkehrsleistung um 10Prozent zu steigern. Während die Verkehrsleistung auf der Lötschberg-Simplon-Linie weit gehend stagnierte, konnte BLS Cargo den Marktanteil auf der Gotthard-Achse von 22 auf 28 Prozent ausbauen. Vor allem zu Lasten von SBB Cargo. BLS Cargo kann auf dieser Achse von der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn profitieren: Dank DB Schenker – der Güterverkehrstochter des deutschen Bahnriesen, die mittlerweile 45 Prozent an BLS Cargo hält – kann das Unternehmen viele Aufträge aus Deutschland akquirieren. Auf Grund dieses Wachstums steigerte das Unternehmen den Umsatz um 5,1 Prozent auf 201,5 Millionen Franken. Der Gewinn brach allerdings um fast 80 Prozent auf noch drei Millionen Franken ein. Vor allem die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro belastete das Ergebnis enorm stark. Das Finanzergebnis, in dem die Folgen der Wechselkursschwankungen ausgewiesen werden, fiel zehn Millionen Franken schlechter aus als im Vorjahr.Die GegenmassnahmenDas Geschäft ist auch im laufenden Jahr schlecht angelaufen. In den Monaten Januar und Februar lagen die Umsätze zum Teil über 20 Prozent unter den Vorjahreswerten. BLS-Cargo-Chef Stahl glaubt auch nicht an einen raschen Aufschwung: «Wir können nicht davon ausgehen, dass im laufenden Jahr eine Erholung stattfinden wird.»Deshalb geht er davon aus, dass das Unternehmen im laufenden Jahr mit Überkapazitäten zu kämpfen haben wird. Das heisst: Das Unternehmen hat zu viele Lokführer und zu viele Lokomotiven, welche die Kostenseite belasten. Die BLS beschäftigt insgesamt rund 600 Lokführer, die flexibel im Personenverkehr und im Güterverkehr eingesetzt werden. BLS Cargo hat sich verpflichtet, für die Entlöhnung von 200 von ihnen aufzukommen. Zudem schliessen in diesem Jahr knapp 30 Lokführer ihre Ausbildung ab. Zu Entlassungen soll es jedoch nicht kommen: «Wir möchten vorbereitet sein, wenn es wieder nach oben geht», sagt Stahl. Kurzarbeit schliesst er aber nicht aus: «Wir werden uns die Frage stellen müssen, ob ab Herbst Kurzarbeit ein Thema sein könnte.» Vorerst aber setzt das Unternehmen auf freiwillige Massnahmen wie Pensenreduktionen. Die Mitarbeiter sollen zudem ihre Überzeit abbauen und erhalten die Gelegenheit, eine Auszeit zu nehmen. Ausserdem werden nach Möglichkeit offene Bürojobs mit Lokführern besetzt. Stahl räumt ein, dass nicht alle Lokführer dazu bereit sind: «Es geht darum, herauszukristallisieren, welche 30 bis 50 Lokführer der BLS dafür offen und geeignet sind.» Die Aussichten der BLS-Mitarbeiter in den Werkstätten sind dagegen gut: Da das Bahnunternehmen die Innenausstattung der S-Bahn-Flotte modernisieren will (wir berichteten), sind diese Angestellten in den nächsten Jahren ausgelastet.Das Angebot an die SBBBLS Cargo steht 2009 vor einer wichtigen Weichenstellung: Das Unternehmen hat zusammen mit der Grossaktionärin DB Schenker eine Kooperationsofferte an SBB Cargo eingereicht. Die SBB-Tochter hat im vergangenen Sommer verschiedene Konkurrenten eingeladen, ein Angebot einzureichen. Die Offerte von BLS und DB Schenker sieht eine engere Zusammenarbeit bei der Bereitstellung von Lokomotiven vor. BLS Cargo und SBB Cargo sollen gemäss der Offerte jedoch weiterhin unter ihrem Namen am Markt auftreten, wie der neue BLS-Chef und BLS-Cargo-Präsident Bernard Guillelmon sagte. Auch eine Verflechtung der Eigentumsverhältnisse ist nicht vorgesehen – vor allem aus wettbewerbsrechtlichen Überlegungen. Denn BLS Cargo und SBB Cargo haben im alpenquerenden Güterverkehr einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Die Spitze von BLS Cargo kann in dieser Sache jetzt nur abwarten. Die SBB will bis Mitte Jahr entscheiden.
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