Die Turner haben sich angenähert
Die Schweizer Vereinsmeisterschaften legten zu: an Interesse bei den Zürcher Teilnehmern und an Spannung. Der Standort Winterthur und denkbar knappe Entscheidungen halfen dabei.
Von Deborah Bucher Winterthur war ein fruchtbarer Boden für die Zürcher Turner. Der kantonale Verband als Ausrichter der Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen war der Begünstigte dieser erfreulichen Entwicklung. Weil er erstmals in diesem Jahrtausend die Wettkampforganisation unter seine Fittiche genommen hatte, machte ein Rekordaufgebot von Zürcher Vereinen am Wochenende dem Anlass seine Aufwartung. Damit ist die Rechnung des Zürcher Turnverbandes (ZTV) aufgegangen. Mit ihrer Initiative wollte die mit 66 000 Mitgliedern grösste polysportive Organisation auf Kantonsgebiet das Jubiläum «150 Jahre Turnen» markieren und spekulierte auf einen regen Zuspruch. Der ZTV-Präsident Kurt Menzi fand deshalb das «Engagement und die deutlich gesteigerte Beteiligung lobenswert». Er richtete seinen Dank auch an Riegen, die bisher erst die Juniorenstufe erklommen haben, sich vor eigenem Anhang aber einen Auftritt im landesweiten Schaufenster der besten Geräteturn- und Gymnastikvereine zutrauten. Zu der aufstrebenden Generation zählen die Geräteturner aus Flaachtal und die jungen Rütner Trampolinspringer, die erstmals seit 1999 wieder bei den Aktiven starteten und auf Anhieb Bronze gewannen. Mit 2891 Aktiven, 151 Vereinen, 230 Vorführungen und 2500 Zuschauern ist auch der gesamte Anlass weiter gewachsen. 600 Helfer waren in die Durchführung eingespannt, und ihre Laune wurde erst getrübt, als am Sonntagabend aufkommende Regenschauer die Aufräumarbeiten beeinträchtigten. In der Regel Zitterpartien Zu dieser Zeit war das Gym-Team des TV Brütten und mit ihm der dritte Erfolg in Serie in der Disziplin Gymnastik 35+ längst im Trockenen. Es wie auch der DTV Neftenbach am Schulstufenbarren haben dem gastgebenden Kanton die beiden einzigen Titel beschert. Damit konnte die Zürcher Fraktion das Niveau aus dem Vorjahr mit drei Goldmedaillen knapp nicht halten. «Dem Vergleich mit der nationalen Konkurrenz hat sie aber standgehalten und damit den Heimvorteil ideal in die Waagschale geworfen», resümiert die Medienverantwortliche Renate Ried. Die Ausbeute von sieben Podestplätzen (2/3/2) gegenüber dem Vorjahreswert mit fünf (3/0/2) unterstreicht ihre Aussage. In Winterthur setzte sich nur bei 2 von 14 Entscheidungen der Titelverteidiger durch. Die Brüttemer Gruppe unter der Leitung von Katharina Egli tat sich mit der neuerlichen Bestätigung ihrer Leistung nicht schwer und hielt Kreuzlingen sowie Lugano auf Distanz. Zu ausdrucksstark und authentisch interpretierten die 14 Mitglieder das Abba-Medley, als dass ihnen ein Herausforderer hätte gefährlich werden können. Brüttens Dominanz blieb die grosse Ausnahme, denn vor allem im Geräteturnen waren die Abstände äusserst gering, die Wettkämpfe sehr umstritten. «Dass sich an der Spitze das Niveau so angenähert hat, zeugt von einer enormen Leistungsdichte», konstatiert Ried mit Genugtuung. Der auffälligste Zusammenschluss fand in der Barrenkonkurrenz statt. Dort richteten nur 0,5 Punkte über die Medaillenvergabe, die vier Finalisten trennten letztlich 0,8 Punkte. Leidtragender dieses hauchdünnen Ausgangs war der STV Wetzikon auf Rang 2. Mission «I want it all» vertagt Trotz Vorrundensieg verpassten die Oberländer in der Endausmarchung mit der minimalen Differenz von 0,3 Punkten im wiederholten Anlauf den Sprung an die Klassementsspitze. Doppelt bitter: Die Bronzemedaillengewinner aus dem Vorjahr scheiterten nicht wie zuletzt jedes Mal an Mels, sondern fanden in Rickenbach ihren Bezwinger. Die Luzerner entthronten mit einer Glanzvorstellung den vierfachen Seriensieger aus dem Sarganserland, dem es hinter Schattdorf UR nicht einmal mehr auf das Podest reichte. Von blossem Auge waren zwischen den Aufführungen der beiden Erstklassierten keine Unterschiede festzustellen, weshalb auch von einer glücklichen Fügung zugunsten Rickenbachs gesprochen wird. Die Wetziker, die es mit verblüffender Leichtigkeit verstanden, Höchstschwierigkeiten in ihre Darbietung zu packen, nahmen das Verdikt sportlich. «Natürlich wurmt es, knapp am Ziel vorbeigeschrammt zu sein. Doch mit etwas Distanz lässt sich die Enttäuschung abschütteln. Zudem freut es uns, dass wir mit diesem Duell die Spannung aufrechterhalten konnten», sagt Co-Leiter Marco Scheidegger. Die Wetziker haben den Anspruch, ihre Barrennummer weiter zu optimieren, und berufen sich dabei auf eine musikalische Sequenz in ihrer Kür, wo es heisst «I want it all». Allen überlegen in Sachen Präsenz war der TV Rüti, der in fünf Disziplinen antrat und dabei mit drei Podestplätzen aus ebenso vielen Finalqualifikationen eine überdurchschnittliche Quote ausweist. Streckten die Hand erfolgreich nach einem weiteren Titel aus: Die Frauen des Gymnastikteams aus Brütten. Foto: Nicola Pitaro
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