Schützenkönig dopte sich mit Pfefferminztee
Der 13-jährige Robin Huber aus dem Weinland ist neuer Schützenkönig. Er mag Fussball, Pizza und Christoph Blocher. Und er lässt sich von den Medien nicht aus der Ruhe bringen.
Von Helene Arnet Zürich/Guntalingen – Der 15-jährige Jason Studerus aus Herrliberg sitzt locker auf der Matte und wartet auf seinen Einsatz im Ausstich des Knabenschiessens 2010. Sein Konkurrent, Robin Huber, liegt dagegen schon seit Minuten angespannt in Schiessstellung. Beide haben in der Vorausscheidung die maximal möglichen 35 Punkte erzielt und messen sich jetzt um das ehrenvolle Amt des Schützenkönigs. Wer die beiden beobachtet, denkt sich: Der cooler wirkende Jason wird es wohl schaffen. Der Platzsprecher meldet «Feuer frei», und es folgt die grosse Stille. Neben den beiden Meisterschützen liegen jene zwölf, die 34 Punkte erreicht haben und den dritten Platz untereinander ausmachen. Eine Minute dauert es, bis der erste Schuss fällt. Nochmals eine Minute verstreicht, bis der Wettkampf um den Schützenkönig lanciert ist: Robin Huber trifft leicht über die Mitte – 5 Punkte. Kurz darauf zieht Jason Studerus ab: vier Punkte. Nun geht es Schuss auf Schuss. «Robin hat schneller geschossen als alle andern», wird später sein Instruktor Max Ulrich sagen. Noch eine Fünf und noch eine Fünf, drei Einschläge, ein Loch. Dann schiesst Jason zum zweiten Mal – drei Punkte. Er habe nicht realisiert, was «der andere» mache, sagt Robin nachher den Journalistinnen und Journalisten. Er schiesst nochmals eine Fünf, dann eine Sechs. 31 Punkte. Und bereits jetzt, um 11.10 Uhr, ist klar: Der neue Schützenkönig heisst Robin Huber. Da nützt es Jason nichts mehr, dass er sich steigert: eine Fünf, eine Sechs. Schlussstand 27 Punkte. Der Platzsprecher gibt bekannt: «Feuer durch». Ab jetzt ist der 13-jährige Robin aus Guntalingen im Weinland ein Promi. Erst bricht ein Blitzlichtgewitter los, dann stürzen sich Menschen mit Mikrofonen und Fernsehkameras auf ihn. Hände strecken sich ihm aus allen Richtungen entgegen. Unter den Gratulanten sind Regierungspräsident Hans Hollenstein und Kantonsratspräsident Gerhard Fischer, was den Buben nicht weiter beeindruckt. Doch jetzt hat sich Alt-Bundesrat Christoph Blocher zu ihm durchgekämpft. Da strahlt der Sek-A-Schüler. Im Interview sagt er, am meisten freue er sich über das Siegesgeld von 5000 Franken und dass er Blocher die Hand schütteln konnte. «Cool» sei das gewesen. Und weil die Medienleute ihn um ganze Sätze bitten, sagt er: «Es ist cool, dass ich Blocher die Hand schütteln konnte, weil wir in der Schule einen Vortrag über die SVP machen müssen.» Und was findet er an Blocher cool? «Ja einfach, was er macht. Die SVP eben.» «He, ich ha gwune», sagt Robin ins Handy. Sein Bruder, selbst ein guter Schütze, ist am Draht. Robins Eltern wissen noch nichts vom Erfolg ihres Sohnes und sind zurzeit auch nicht erreichbar. Er komme mit einem Kollegen ans Festbankett, sagt Robin. Hunger habe er zwar nicht, obwohl er aus lauter Nervosität schon zum Zmorge nichts runterbekommen habe. Das beste Mittel, um ruhig zu bleiben, sei Pfefferminztee. «Das ist mein Tipp, um Schützenkönig zu werden: Pfefferminztee.» Dann beantwortet er geduldig die obligaten Fragen: Hobbys? Fussball beim FC Stammheim. Schiessen beim MSV Guntalingen. Was machst du mit dem Preisgeld? Ein Teil aufs Konto. Ein Teil für Kleider und Spiele für die Xbox. Die Freundin heisst Seraina, was er werden will, weiss er noch nicht. Und wie wird er feiern? Mit Kollegen und Pizza. Die mag er. «Kannst du bitte einen ganzen Satz machen?», fleht eine Radiojournalistin. «Ich lebe ein bisschen im Chrachen, da kann man nicht gross feiern», führt er aus. «Ich werde wohl mit Kollegen zusammensitzen und Pizza essen.» Was er nicht weiss: Bereits ist man im «Chrachen» daran, einen Empfang am Bahnhof Stammheim zu organisieren. Dank an den Meistertrainer Noch eine Geschichte schrieb das Knabenschiessen 2010 am Rande: diejenige von Instruktor Max Ulrich. Er betreute beim diesjährigen Knabenschiessen am Stand zufällig beide 35-Punkte-Schützen und einen 34-Punkte-Schützen. Und er ist seit drei Jahren Nachwuchsbetreuer des Schützenmeisters Robin Huber. «Der Kleine ist ein Naturtalent», sagt Ulrich über Robin. «Meinem Schützentrainer habe ich viel zu verdanken», sagt der Kleine wie ein Grosser ins Mikrofon. Der Platzsprecher ruft: «Feuer durch». Ab jetzt ist Robin Huber aus Guntalingen ein Promi. Schützenkönig Robin kündigt an: «Nächstes Jahr komme ich wieder.» Foto: Sabina Bobst Bilder vom KnabenschiesseniPhone: Tagi-App auf TA+Mobile: SMS mit Text Plus an 4488
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch