Davis-Cup in TrierZverev brilliert gegen Wawrinka, doch der Star ist ein anderer
Nach Tag 1 steht es zwischen Deutschland und der Schweiz 1:1. Das Doppel entscheidet wohl. Doch Captain Severin Lüthi überlegt sich einen überraschenden Schachzug.

Acht Monate nach Alexander Zverevs Sturz im Pariser Halbfinal gegen Rafael Nadal, der bei ihm zu einem dreifachen Bänderriss und einer langen Pause führte, ist der Deutsche schon fast wieder in Topform. Das bekam nun Stan Wawrinka in Trier zu spüren. Zverev schlug den Romand im zweiten Einzel 6:4, 6:1 und glich die Davis-Cup-Begegnung aus auf 1:1. Und es war nicht einmal so, dass Wawrinka schlecht spielte. Zumindest lange nicht.
Eine gute Stunde lang agierte der 37-Jährige druckvoll von der Grundlinie, doch er erzielte damit zu wenig Wirkung. Zverev verteidigte sich exzellent, und nachdem er das Break zum Gewinn des ersten Satzes geschafft hatte, übernahm er immer mehr die Kontrolle. «Zwei, drei Punkte haben das Momentum total verändert», sagte Wawrinka kopfschüttelnd. Dass Zverev in der Halle exzellent spielt, zeigte er mit seinen zwei Titeln am ATP-Finale (2018, 2021). In Trier bewies er nun: Er ist zurück.
Nervöser Hüsler
Das ist keine gute Nachricht für die Schweizer, die an Tag 1 mit dem Sieg von Marc-Andrea Hüsler (ATP 53) gegen Oscar Otte (80) das Soll erfüllten. Hüsler zeigte sich beim 2:6, 6:2, 6:4 anfangs äusserst nervös, fand dann aber gegen den zusehends fehlerhafteren Gegner einen Weg. Otte hat nun alle fünf Einzel im Davis-Cup verloren.

Es ist davon auszugehen, dass auch Wawrinka ihn oder Ersatzmann Daniel Altmaier (91) schlagen wird. Doch wer schafft den dritten Punkt? Vorgesehen ist, dass die Jungen Dominic Stricker und Leandro Riedi das Doppel bestreiten, dann Hüsler gegen Zverev spielt und schliesslich Wawrinka. Doch die Deutschen haben mit Tim Puetz und Andreas Mies zwei Doppelspezialisten, die nur schwer zu schlagen sein werden. Und Zverev ist in dieser Form fast unantastbar.
«Ich wäre bereit fürs Doppel. Was immer dem Team nützt.»
Captain Severin Lüthi kann die Paarungen noch am Samstag verändern. Er könnte etwa Wawrinka fürs Doppel einwechseln. Oder Stricker für Hüsler fürs Einzel gegen Zverev, um die Dynamik zu verändern. Und Hüsler im Doppel spielen lassen. «Dass es so herauskommt in den ersten zwei Einzeln, ist keine riesige Überraschung», sagte Lüthi. «Ich habe mir schon verschiedene Szenarien bereitgelegt.» Wawrinka, immerhin Olympiasieger im Doppel an der Seite von Roger Federer, bekräftigte: «Ich wäre bereit fürs Doppel. Was immer dem Team nützt.»

Tag 1 brachte in Trier mit 4200 Zuschauern eine stimmungsvolle, aber stets respektvolle Atmosphäre. Und der grosse Star war nicht Zverev oder Wawrinka, sondern einer, der gar nicht spielte: Boris Becker. Er war beim deutschen Team, obschon nicht in einer offiziellen Funktion, in der ersten Reihe und fiel auf mit seinem schwarzweissen Traineroberteil und seinem Einsatz beim Anfeuern.
Es heisst, Becker hätte gerne wieder eine Rolle beim deutschen Tennisverband. An diesem Wochenende sollen Gespräche geführt werden. Beckers Popularität ist jedenfalls ungebrochen: So laut wie bei seiner Vorstellung wurde es sonst nie.
Fehler gefunden?Jetzt melden.