Zwei Könige, zwei fatale Minuten
Der Berner Teamchef Peter Schmutz kämpft beim Einteilen gegen Windmühlen, Kilian Wenger mit sich selbst – und Matthias Sempach mit einem heiklen Entscheid der Unparteiischen.
Um 8:02 geht der Oberaargauer Florian Weyermann als erster Gewinner aus einem der vier Sägemehlringe hervor, zehn Stunden später ist es mit Christian Stucki einem Seeländer vorbehalten, das Fest siegreich zu beschliessen.
Abermals hat die Berner Mannschaft einem Grossanlass den Stempel aufgedrückt, weshalb die Stimmung am frühen Abend ausgelassen ist. Seit Peter Schmutz die Equipe als technischer Leiter anführt, hat der Berner Teilverband sämtliche eidgenössischen Titel gewonnen. Der 48-Jährige ist überglücklich, vor allem aber erleichtert und total ausgelaugt.
Etwa 90 Sekunden vor Ende des Schlussgangs zwischen Stucki und Curdin Orlik sei sein Puls Richtung 200 gerast, erzählt Schmutz. Hätte es keinen Sieger gegeben, wäre der Innerschweizer Joel Wicki als Festsieger hervorgegangen. Und so versuchte der Teamchef mehrmals, mit Zwischenrufen Einfluss zu nehmen.
Sechs Minuten vor Ablauf der Zeit forderte er die Protagonisten zu mehr Aktionismus auf, zwei Minuten vor Schluss gab er die Devise durch, «all in» zu gehen, alles zu riskieren. «Ein Gestellter wäre der Super-GAU gewesen», hält Schmutz fest. Eine Stallorder hat es aber nicht gegeben – so jedenfalls lautet die offizielle Version.
Dämpfer am Nachmittag
Vor dem Mittagessen lief Schmutz mit einem Lächeln übers Festgelände. Am Morgen hatten die Berner beinahe nach Belieben dominiert. TV-Experte Jörg Abderhalden sprach von einer schier uneinnehmbaren Festung, einer riesigen Wand. Von dieser aber bröckelte am Nachmittag der Putz ab. Der erste Dämpfer war die Berner Paarung zwischen Stucki und Orlik im vierten Gang, welche aus Sicht von Schmutz «völlig unnötig» gewesen sei. Er hatte sich heftig dagegen gewehrt, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Ohnehin sei es im Einteilungskampfgericht hitzig zu und her gegangen. «Ich stand alleine auf weiter Flur. Es war brutal intensiv und sehr schwierig dagegenzuhalten.»
Entscheidend zurückgebunden wurde im vierten Gang Geheimfavorit Bernhard Kämpf, derweil innert zweier Minuten die Schwingerkönige Matthias Sempach und Kilian Wenger aus der Entscheidung fielen. Letzterer hatte gegen Armon Orlik äusserst angriffig begonnen, konnte sich aber nicht lange auf den Beinen halten. «Ich hatte ein gutes Gefühl, unterschätzte aber seine Kraft beim Nachziehen», meint Wenger. Sein Verdikt nach zwei Niederlagen und dem enttäuschenden geteilten 10. Platz lautet: «Das war definitiv nicht mein Tag. Ich stand mir ein wenig selbst im Weg.»
Kein Schwinger-Slam
Sempach seinerseits gab in Interlaken nach siebenwöchiger Wettkampfpause sein Comeback. Schmerzen im Knie habe er kaum verspürt, doch sei ihm gegen Ende ein wenig der «Pfuus» ausgegangen. Mit dem sechsten Rang verpasste er die Komplettierung des sogenannten Schwinger-Slams (er umfasst die Titelgewinne am «Eidgenössischen», Kilchberger und Unspunnen-Schwinget) klar. Wobei, alles hätte anders laufen können.
Im vierten Gang lag Konkurrent Reto Nötzli mit dem Rücken vermeintlich im Sägemehl, die Kampfrichter jedoch sahen dies anders. «Für mich war das Verdikt eindeutig», meint Sempach, «die Fernsehbilder bestätigen meinen Eindruck». Im Siegesfall wäre der Alchenstorfer auf Rang zwei vorgestossen, Stuckis erster Verfolger gewesen.
Wenngleich er das Duell mit Nötzli zur allgemeinen Überraschung gar noch verlor, mag Sempach keine Polemik entfachen. «Im Schwingen gibt es solche Entscheide. Ich bin enttäuscht, muss das Geschehene wohl oder übel akzeptieren. Auch wenn es schwerfällt.»
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